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Entwaffnung, Demobilisierung und Reintegration

DDR-Programme sind seit 1989 Schlüsselelemente von UN-Friedenseinsätzen. Anfangs sollte DDR durch eine möglichst zeitnahe Entwaffnung und Demobilisierung der Kämpfer:innen der Kriegsparteien vor allem zu einer schnellen Verbesserung der Sicherheitslage nach Konflikten beitragen. Typischerweise wurden die ehemaligen Kämpfer:innen zunächst in temporären Camps der Missionen registriert und entwaffnet bevor sie in andere Camps verlegt wurden, in denen weitere Demobilisierungsaktivitäten umgesetzt wurden und die Mission die Teilnehmenden über Reintegrationsoptionen informierte. Diese ersten beiden Phasen von DDR konnten im Regelfall in wenigen Wochen abgeschlossen werden. Die gesellschaftliche Reintegration von Kämpfer:innen ist jedoch wesentlich langwieriger und kostenintensiver.

Ab den späten 1990er Jahren wurden Mandate und Zielgruppen der DDR-Programme erweitert. Seither geht es auch um nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung, Wiederaufbau sowie die Aussöhnung der verschiedenen Gruppen im Land. Dafür wurde u.a. die Lokalbevölkerung in DDR-Programme einbezogen (Community-Based DDR). Neben den UN-Friedenseinsätzen beteiligen sich seitdem u.a. auch das UN-Entwicklungsprogramm (UNDP), die Internationale Organisation für Migration (IOM) oder die Weltbank an DDR-Maßnahmen.

© Thomas Tucker/Unsplash

In Post-Konfliktgesellschaften gibt es oft fließende Übergänge zwischen Ex-Kombattant:innen, Gangmitgliedern und Kriminellen. Dieser Umstand erfordert spezielle Ansätze. So entwickelte die UN-Mission in Haiti (MINUSTAH) ein Programm zur Community Violence Reduction (CVR), da „traditionelle“ DDR-Maßnahmen im Umgang mit kriminellen Gangs versagt hatten. CVR spielt seitdem eine immer größere Rolle, u.a. auch in der jetzigen Mission BINUH in Haiti.

Eine ganz andere Aufgabe in einem DDR-Prozess übernimmt die UN-Mission in Kolumbien. Sie überwacht die Umsetzung des Friedensabkommens zwischen der Regierung und der ehemaligen Rebellengruppe FARC (Revolutionary Armed Forces of Colombia), inklusive der Maßnahmen zur Reintegration der Angehörigen der FARC und anderer Milizen.

DDR-Programme haben auch Berührungspunkte mit >Terrorismusbekämpfung entwickelt. Eine große Herausforderung in diesem Kontext ist die gesellschaftliche Reintegration von „ausgestiegenen“ Kämpfer:innen aus gewalttätigen Gruppen wie der Lord’s Resistance Army (LRA) in Zentralafrika, Boko Haram in der Region um den Tschadsee oder Al-Shabaab in Somalia.

Stand: 31.07.2023

 

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