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Jugend, Frieden & Sicherheit

Die Agenda „Jugend, Frieden und Sicherheit“ (Youth, Peace and Security / YPS) fordert mehr Mitspracherecht und eine sinnvolle Beteiligung an Friedensprozessen für junge Menschen zwischen 18 und 29 Jahren. Sie basiert auf UN-Sicherheitsratsresolution 2250 (2015) und zwei Folgeresolutionen aus den Jahren 2018 (Res. 2419) und 2020 (Res. 2535). Die YPS-Agenda umfasst fünf Kernanliegen:

  • Erstens sollen junge Menschen an allen Entscheidungsprozessen von Konfliktprävention bis zu Friedensverhandlungen beteiligt werden (Partizipation).
  • Zweitens gilt es, die Menschenrechte junger Menschen zu schützen und all jene strafrechtlich zu verfolgen, die Menschenrechtsverbrechen an ihnen begehen (Schutz).
  • Drittens sollen junge Menschen mittels Gewaltprävention, der Förderung einer Kultur der Toleranz und interkulturellen Dialog unterstützt werden (Prävention).
  • Viertens wird die Einbindung junger Menschen in die Entwicklung von Strategien zur Friedenskonsolidierung gefordert (Partnerschaften).
  • Schließlich sollen betroffene junge Menschen bei der Planung von Entwaffnung, Demobilisierung und Wiedereingliederungsprogrammen durch Beschäftigungs- und Bildungsmöglichkeiten berücksichtigt werden.

Internationale Organisationen betten die YPS-Agenda zunehmend in einen institutionellen Rahmen ein. 2022 wurde das UN Youth Office gegründet, 2023 erstmals ein Assistant Secretary-General for Youth Affairs ernannt. Er hat die Aufgabe, die Einbindung junger Menschen in das UN-System zu verbessern und ihre Beteiligung im zwischenstaatlichen Umfeld zu erhöhen. Auch in Friedenseinsätzen wurden Ressourcen geschaffen und maßgeschneiderte Umsetzungsstrategien für die Agenda entwickelt. Mittlerweile wird die YPS-Agenda in den Mandaten von sieben UN-Friedenseinsätzen (vor dem Ende der UN-Mission MINUSMA in Mali Ende 2023: acht) und elf Special Political Missions berücksichtigt (u.a. bei Programmen zu Sicherheitssektorreform, Rechtsstaatlichkeit sowie Institutionenaufbau und Regierungsführung).

So ernannte MINUSMA junge „Friedensbotschafter“, die sich für die Stärkung der Zivilgesellschaft und lokaler Regierungsstrukturen (Governance) engagierten. Darüber hinaus wurde die junge Bevölkerung mit Hilfe eines Jugendforums aktiv in die Reform des Sicherheitssektors (SSR) eingebunden. Der Einsatz in Südsudan (UNMISS) hat 2018 in Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen wie dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz die erste Jugendstrafanstalt eingerichtet, um ein besseres Umfeld für die Wiedereingliederung in die Gesellschaft zu gewährleisten und so eine (erneute) Rekrutierung Jugendlicher für gewalttätige Gruppen zu verhindern. UNIFIL im Libanon unterstützt Initiativen, die sich mit gewaltfreier Kommunikation beschäftigen.

© MINUSMA UN Photo/Marco Dormino

Auch in anderen internationalen Organisationen gewinnt die YPS-Agenda an Bedeutung. Die NATO veranstaltet einen jährlichen Jugendgipfel, auf dem die Stimmen junger Menschen und ihre Meinungen zu den sicherheitspolitischen Herausforderungen des Bündnisses Gehör finden. In der Europäischen Union ist die Agenda seit Oktober 2022 Teil des neuen Youth Action Plan des Europäischen Auswärtigen Dienstes (EEAS). Der im Mai 2023 verabschiedete neue Civilian CSDP Compact zur Stärkung der zivilen Komponente in der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (GSVP) der EU stellt einen direkten Bezug zur UN-Resolution 2250 her. Eine weitere Initiative ist das Youth Ambassador for Peace Programm der Afrikanischen Union (AU).

Die OSZE erwähnt bereits in ihrem Gründungspapier die Bedeutung des Austausches junger Menschen untereinander (1975 Helsinki Final Act). In den vergangenen zehn Jahren wurde in verschiedenen Erklärungen die Rolle junger Menschen in Friedens- und Sicherheitsfragen weiter anerkannt (Declaration on Youth and Security 2015, Declaration on the Role of Youth in Contributing to Peace and Security Efforts 2018). Das spiegelt sich in den Feldeinsätzen wider: Die Jugendberatungsgruppen der OSZE-Mission in Bosnien und Herzegowina und der OSZE-Präsenz in Albanien zum Beispiel geben jungen Menschen die Möglichkeit, ihre Sichtweise in die Projekte und Aktivitäten dieser Feldmissionen einzubringen. Das Aushängeschild der OSZE-Präsenz in Albanien ist der Youth Trail, eine Austauschwoche für 30 junge Menschen aus den westlichen Balkanstaaten, um ihre regionale Vernetzung zu unterstützen und Frieden und Sicherheit in der Region zu fördern.

Stand: 14.12.2023

 

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