Akteure in Friedenseinsätzen
Ende 2024 waren rund 120.000 Personen in 77 Friedenseinsätzen weltweit eingesetzt. Für Deutschland sind aktuell (Januar 2025) rund 750 Personen im Einsatz, neben Militär- und Polizeikräften auch zivile Expert:innen. Über das ZIF sekundiert arbeiten aktuell 181 zivile Expert:innen in internationalen Friedenseinsätzen, humanitären Einsätzen sowie in den mandatierenden Institutionen und Hauptquartieren.
Internationale Organisationen
Im Folgenden finden Sie Informationen zu den internationalen Organisationen, mit denen wir zusammenarbeiten oder zu denen wir ziviles Personal sekundieren. Weitere Organisationen, die Friedenseinsätze durchführen, finden Sie hier.
Vereinte Nationen
Mit rund 68.000 Frauen und Männern in ihren 11 Friedenseinsätzen und 12 politischen Missionen (Ende 2024) sind die UN im Bereich Friedenseinsätze der bei weitem wichtigste internationale Akteur. Im Jahr 2024 war eine erhebliche Reduzierung der Personalzahlen zu beobachten, weil die Mandate der UN-Missionen in Mali und Sudan im Dezember 2023 endeten und die UN-Mission in der Demokratischen Republik Kongo abgebaut wurde. Seit 1948 haben über eine Million Menschen in UN-Missionen gedient, 4.400 haben dabei ihr Leben verloren.
UN-Einsätze sind je nach Mandat mit militärischem, polizeilichem und zivilem Personal ausgestattet. In den meisten Einsätzen arbeiten alle drei Komponenten Hand in Hand. Sie engagieren sich beim Schutz der Zivilbevölkerung vor gewalttätigen Konflikten, bei der Vermeidung von Konflikten, der Überwachung von Waffenstillständen, dem Aufbau von Rechtstaatlichkeit und Institutionen des Sicherheitssektors, bei der Förderung der Menschenrechte und der gleichberechtigten Beteiligung von Frauen.
Die finanziellen Kapazitäten werden hierbei von den mehr als 190 Mitgliedstaaten der UN bereitgestellt, UN-Truppen müssen von Mitgliedstaaten gestellt werden. Die Verantwortung liegt innerhalb des Sekretariats der UN für die Peacekeeping-Einsätze beim Department of Peace Operations (DPO), bei den politischen Missionen üblicherweise beim Department of Political and Peacebuilding Affairs (DPPA).
- Aktuell 11 Peacekeeping-Einsätze und 12 politische Missionen (Stand: Dezember 2024);
- Personal im Einsatz: fast 4.100 internationale zivile Expert:innen, knapp 58.000 Soldat:innen, fast 6.400 Polizist:innen (Stand Dezember 2024);
- 71 Einsätze seit 1948;
- Erster Friedenseinsatz: United Nations Truce Supervision Organization (UNTSO), sie überwacht den Waffenstillstand zwischen Israel und seinen Nachbarstaaten seit 1948.
Europäische Union
Die Europäische Union übernimmt seit 2001 im Rahmen ihrer Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (GSVP) Verantwortung in der internationalen Krisenprävention, Krisenbewältigung und Krisennachsorge. Den Missionen der GSVP stehen zivile, polizeiliche und militärische Instrumente zur Verfügung. Seit 2003 hat die EU 40 Missionen im Rahmen der GSVP entsandt. Die GSVP unterliegt der Leitung des Hohen Vertreters der EU, zur Zeit Katja Kallas. Sie wird vom Europäischen Auswärtigen Dienst (EAD), dem diplomatischen Dienst der EU, unterstützt.
- Aktuell 14 zivile Einsätze, 8 militärische Einsätze und 1 zivil-militärischer Einsatz im Rahmen der GSVP in Europa, Afrika, Nahen Osten (Stand Dezember 2023);
- Personal im Einsatz: rund 1.300 zivile Expert:innen inkl. Polizei, rund 5.200 Soldat:innen (Stand Dezember 2024);
- Älteste bestehende EU-Mission: EUFOR Althea in Bosnien-Herzegowina seit 2004.
Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa
Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) ist die größte regionale Sicherheitsorganisation der Nordhalbkugel - "von Vancouver bis Wladiwostok". Ihre 57 Teilnehmerstaaten sind gleichberechtigt und treffen alle Entscheidungen im Konsens. Ihre Aktivitäten konzentrieren sich auf Vertrauensbildung, Abrüstung, Konfliktprävention und -management. Zudem setzt sie sich für die Stärkung von Menschenrechten und demokratischen Standards in ihren Mitgliedsländern ein. Die OSZE verfolgt einen umfassenden Sicherheitsansatz, der eine politisch-militärische, eine wirtschaftlich-ökologische und eine menschliche Dimension umfasst. Friedenseinsätze sind bereits im Mandat der OSZE von 1992 angelegt. Ein weiterer Fokus der Organisation liegt auf Wahlbeobachtungen.
- 13 Feldoperationen in Teilnehmerstaaten im Westlichen Balkan, in Osteuropa und in Zentralasien (Stand Dezember 2024);
- Personal im Einsatz: knapp 240 Mitarbeiter:innen in Feldoperationen (Stand Dezember 2024).
Nordatlantikpakt-Organisation
Die NATO ist ein politisches und militärisches Bündnis. Es hat 32 Mitgliedsstaaten in Europa und Nordamerika, die ihre sicherheits- und verteidigungspolitischen Ziele gemeinschaftlich verfolgen. Im Falle eines Angriffs auf einen Mitgliedsstaat sind alle anderen verpflichtet, ihm Hilfe zu leisten. Seit dem Ende des Kalten Krieges hat sich das Aufgabenspektrum der NATO erweitert. Zur Verhütung und Eindämmung von Krisen sowie zur Stabilisierung von Ländern und Regionen entsendet die NATO Soldatinnen und Soldaten sowie in geringerem Umfang zivile Expertinnen und Experten in „out-of-area“-Einsätze. Weitere Informationen zur NATO finden Sie hier.
- Aktuell zwei Einsätze - im Kosovo und im Irak;
- Personal im Einsatz: Etwa 5.000 Soldat:innen, unterstützt von zivilen Expert:innen aus NATO-Mitgliedstaaten und Partnerländern (Stand: Dezember 2024).
Afrikanische Union
Alle 55 Staaten auf dem afrikanischen Kontinent sind Mitglied der Afrikanischen Union (AU). Sie wurde 2002 als Nachfolgeorganisation der Organisation für Afrikanische Einheit (OAU) gegründet. Wie die EU hat sie ein sehr breites Aufgabenspektrum. Der Friedens- und Sicherheitsrat (Peace and Security Council, PSC) der AU ist das ständige Entscheidungsorgan für Prävention, Management und Lösung von Konflikten. Es ist der wichtigste Pfeiler der Afrikanischen Friedens- und Sicherheitsarchitektur (APSA), die den Rahmen für die Förderung von Frieden, Sicherheit und Stabilität in Afrika bildet.
- Aktuell 5 Einsätze (Stand: Januar 2025);
- Die African Union Support and Stabilization Mission in Somalia übernahm zu Beginn 2025 von den Vorgängermissionen ATMIS zund AMISOM. Mit einer Stärke von rund 15.000, unterstützt ATMIS die Regierung Somalias und die lokalen Sicherheitskräfte bei der Stabilisierung des Landes.
Der Europarat
Der Europarat ist eine 46 Staaten umfassende Organisation mit Sitz in Straßburg, die sich für den Schutz der Menschenrechte, Förderung der Demokratie und Stärkung der Rechtstaatlichkeit einsetzt. Der Europarat überwacht die Entwicklungen der Mitgliedsstaaten in diesen Feldern und entwickelt Empfehlungen. So arbeiten Expertinnen und Experten des Europarats beispielsweise zu den Themen Schutz nationaler Minderheiten und Bekämpfung von Korruption und Menschenhandel.
Nicht zu verwechseln ist der Europarat mit dem „Rat der Europäischen Union“, einem Organ der EU, das sich aus den Staats- und Regierungschefs der EU-Mitgliedsstaaten und dem Kommissionspräsidenten zusammensetzt.
Die Organisation Amerikanischer Staaten
Alle 35 Staaten Nord-, Mittel- und Südamerikas sind Mitglieder der OAS, der ältesten Regionalorganisation der Welt. Zu ihren Aufgaben gehören Konfliktprävention und Stärkung von Frieden und Sicherheit in Ihrer Region. Seit 1990 entsendet die OAS Missionen zu diesem Zweck, von kurzfristigen ad-hoc Missionen bis hin zu langfristig angelegten Einsätzen. Seit 2004 unterstützt der Einsatz MAPP-OEA den Friedensprozess in Kolumbien.
Deutsche Beteiligung in Friedenseinsätzen
- Die meisten zivilen deutschen, vom ZIF sekundierten Expert:innen arbeiten derzeit für die EU Advisory Mission EUAM in der Ukraine sowie das OSZE-Sekretariat in Wien (Stand: Januar 2025).
- Der deutsche Beitrag zum aktuellen UN-Peacekeeping-Budget beläuft sich auf annähernd 372 Millionen Dollar. Damit stellt Deutschland einen Anteil von um 6% am gesamten UN Peacekeeping-Budget in Höhe von rund 6,1 Milliarden Dollar und ist viertgrößter Beitragszahler.
- Deutschland ist zweitgrößter Beitragszahler (11%) an die OSZE (Stand: 2023).
- Deutschlands erster Beitrag zu einem Friedenseinsatz war 1989/1990 die Beteiligung von 50 Angehörigen der Bundespolizei (damals Bundesgrenzschutz) an der UN Transition Assistance Group (UNTAG) in Namibia.
Stand: 27. Januar 2025