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Anette Schwitzke

Gender & Human Rights Adviser
European Union Advisory Mission in Iraq


Vorherige Stationen:

  • Studium der Politikwissenschaften und Conflict Resolution
  • Peacebuilding Adviser bei einer lokalen NGO in Afghanistan
  • Zehn Jahre verschiedene berufliche Stationen, darunter die Koordinierung eines europäischen Jugendprojektes für eine Stiftung und eines Netzwerkes von zivilgesellschaftlichen Organisationen im Rahmen des Freiwilligendienstes weltwärts
  • Seit 2014 Lehrtätigkeit an der Führungsakademie der Bundeswehr, hauptsächlich zu „Gender im Einsatz“
  • Trainerin und Consulting für Sicherheit und den Umgang mit sexualisierter Gewalt weltweit, sowie Gender in der internationalen Zusammenarbeit


Im Zentrum meiner Arbeit als Gender Beraterin bei EUAM Iraq…

steht die Förderung der stärkeren Repräsentanz von Frauen in staatlichen Sicherheitsinstitutionen. Als Gender Adviser (Beraterin für Geschlechterfragen) & Human Rights Adviser (Beraterin für Menschenrechte) bei der EUAM Iraq stützt sich meine Arbeit auf zwei Säulen: Erstens fördere ich das interne Gender Mainstreaming, das heißt ich unterstütze meine Kolleg:innen in der Einsatzabteilung dabei, die Geschlechterperspektive in all ihre Aktivitäten zur Umsetzung unseres Mandates der Sicherheitssektorreform einzubeziehen. Zweitens arbeite ich mit irakischen Partnern verschiedener Regierungsinstitutionen und gelegentlich auch mit der Zivilgesellschaft zusammen, um die Umsetzung der irakischen und kurdischen nationalen Aktionspläne für Frauen, Frieden und Sicherheit zu unterstützen.


Die größte Herausforderung meiner Tätigkeit ist…

mein Anspruch „strategisch“ zu beraten, aber kaum Zugang zur strategischen Ebene zu haben. Diese Ebene besteht in einem Land wie dem Irak im Grunde nur aus dem Premierminister, den Ministern und engsten Beratern. Also versuche ich „bottom-up“ zu arbeiten, um so auf der Arbeitsebene Menschen zu erreichen und Reflektion anzuregen. Die Wirkung ist dann auf der Arbeitsebene vielleicht sogar stärker als eine neue Policy, die möglicherweise ins Haus getragen wird, aber anschließend nicht kommuniziert oder implementiert wird.


Warum in den Friedenseinsatz?

Meinen Berufsweg habe ich vor 17 Jahren in Afghanistan als Beraterin für Friedenskonsolidierung begonnen. Mein Traum war es schon immer, an einer internationalen Mission zur Förderung von Frieden und Sicherheit, insbesondere im Nahen Osten, teilzunehmen. Seit 2014 arbeite ich zudem zum Thema Gender im Sicherheitskontext, halte Vorträge, führe Trainings durch und begleite Übungen. Jetzt war es für mich an der Zeit, eigene operative Erfahrungen zu sammeln und der Nahe Osten war immer die Region, die mir kulturell am nächsten ist.


Mein größter Erfolg im Einsatz…

Den einen großen Erfolg gibt es nicht, stattdessen viele kleine Erfolge. Zum einen ist es mir gelungen zu vielen Kolleg:innen, und besonders zu den Iraqis, vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen. Beziehungen sind immer zentral, aber bei einem Querschnittsthema wie Gender, das politisch und kulturell sensibel ist, sind sie besonders wichtig. Neulich hatte ich ein offenes Gespräch mit zwei irakischen Kollegen zum Thema LSBTIQ* − ein absolutes Tabu in diesem Land. Doch in einem informellen Rahmen bei einem Kaffee war es uns möglich, unterschiedliche Perspektiven offen anzusprechen.

„Für mich ist es ein Privileg im Irak arbeiten zu können, ich habe tolle Kolleg:innen (besonders die Iraqis), treffe spannende Menschen, lerne viel und bin dankbar für das Vertrauen, das mir entgegengebracht wird.“