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Dr. Antje Herrberg

April 2022 bis Dezember 2022
Special Advisor Peace and Stabilisation, EU Delegation Kinshasa
 

Stationen

  • Seit 18 Jahren praktisch sowie akademisch in diversen Bereichen der Internationalen Friedensmediation tätig, u.a. substantielle Begleitung von über 20 Friedensprozessen Mitglied des UN Standby Team of Senior Mediation Advisers in 2013
  • Leitende Rollen in spezialisierten NGO’s wie Crisis Management Initiative, Interpeace, oder der von mir gegründeten mediatEUr e.V. (jetzt Conciliation Resources)
  • erste Entsendung als ZIF-Expertin in 2018: zum Europäischen Auswärtigen Dienst als Senior Mediation Advisor – mit einem breiten thematischen und geographischen Fokus 
     

IN MEINER POSITION ALS BERATERIN FÜR FRIEDEN UND STABILISIERUNG

war es meine Aufgabe, den integrierten Ansatz für Frieden und Sicherheit für den Osten der Demokratischen Republik Kongo koordinierend zu entwickeln. Hierfür wurde ich in die EU-Delegation in die Hauptstadt Kinshasa entsandt. Seit fast 30 Jahren dominiert ein langwieriger, komplexer Konflikt diese Region. Durch den Angriffskrieg in der Ukraine gewinnen Themen wie Rohstoffgewinnung, geopolitische Stärkung der EU in Afrika sowie Klimasicherheit wieder an Bedeutung. Ein integrierter EU-Ansatz, der die Grundursachen zusammen mit Mitgliedsstaaten adressiert, sowie eine regionale Große Seen-Strategie sind hierfür ein wichtiges Fundament. Zu meiner Arbeit gehörten die inhaltliche Ausarbeitung und aufwendige Koordinierung dieses Ansatzes sowie die Organisation einer Mission von 20 EU-Beamt:innen in den Kongo, um sich vor Ort mit Akteuren der Regierung, der internationalen Gemeinschaft und der Zivilgesellschaft auszutauschen.
Der daraus entstandene politische Rahmen, das Political Framework for Crisis Assessment (PFCA), wurde im September 2022 von den EU-Mitgliedstaaten abgestimmt und angenommen. Anknüpfend daran habe ich ein Optionen-Papier zur Unterstützung eines multi-level Friedensprozesses verfasst, begleitend zum Nairobi-Prozess der East African Community. Dieses wurde in verschiedenen EU-Gremien verteilt und wird die EU-Finanzierung des Prozesses bestimmen. Einen Monat nach meiner Ankunft in Kinshasa wurde mir der Vorsitz der Friedens- und Sicherheitsarbeitsgruppe in der EU-Delegation anvertraut. Das gab mir die Möglichkeit, mehr Verständnis und Konsens in der internationalen Gemeinschaft zur Unterstützung diverser Initiativen zu erzielen und sich gemeinsam zu Regierungsinitiativen, u.a. der nationalen DDR-Strategie, zu äußern.

 

DIE GRÖSSTE HERAUSFORDERUNG FÜR MICH IN DIESER ENTSENDUNG

war es, meine Mediations-Fachexpertise vor allem auf Regierungsebene konkreter einbringen zu können. Diese Expertise wurde oft nicht gleichermaßen wahrgenommen wie länder- oder lokalspezifische Erfahrungen, die natürlich sehr wichtig sind, aber auch zu einer eingeschränkten Sichtweise führen können. Die angespannte Sicherheitslage im Land sowie budgetbedingte Limitierungen stellten zudem Ortsbesuche, die ein elementarer Teil meiner Arbeit sind, vor enorme Herausforderungen und erschwerten auch meine Vernetzung mit lokalen Akteuren. Mit Hilfe der deutschen Botschaft konnte ich dennoch relevante Kontakte knüpfen und so folgte z.B. ein wichtiger Dialog mit dem nationalen Koordinator des DDR-Programms, der anschließend wesentliche Akzente für ein holistisches, dezentralisiertes Programm setzte.
 

MEIN GRÖSSTER ERFOLG

Jeder Einsatz ist eine wunderbare Lernerfahrung. Ich freue mich, maßgeblich zu der integrierten Strategie zum Osten des Kongos beigetragen zu haben. Diese ist verbunden mit mehr Sichtbarkeit für den Kongo in der EU und führt durch einen konkreten Vorschlag zur Unterstützung des Nairobi-Friedensprozesses zu weiterer Operationalisierung. Prägend war für mich der politische Dialog zu Frieden und Sicherheit mit 20 EU-Beamt:innen und der Kongolesischen Regierung sowie mein (leider einziger) Besuch im Osten des Kongos. In der Interaktion mit den lokalen Akteuren habe ich besonders die Relevanz (sowie auch Grenzen) meiner Arbeit gespürt.