Stefan Krauth
Transitional Justice Officer
OEA Mission to Support the Peace Process in Columbia (MAPP)
Einsatzzeitraum: 2023 bis 2025
Vorherige Stationen
- Ziviler Friedensdienst in El Salvador: Ermittlungen zu Kindesentführungen während des Bürgerkriegs und Unterstützung von Opfern des Konflikts
- GIZ in Ecuador (3 Jahre): Beratung des Justizministeriums zu Fragen der Reform des Strafprozessrechts
- Studium der Rechtswissenschaften und Promotion in Rechtsphilosophie
Welche Aufgaben hatten Sie in Ihrer Funktion als Transitional Justice Officer?
Ich habe u.a. Gesetzesvorhaben begleitet und ausgewertet – und mich viel dafür eingesetzt, die Entschädigung der bis zu etwa 100.000 Opfer des bewaffneten Konflikts voranzubringen. Außerdem beriet ich Regierung und Gesetzgeber bei Reformen, um dem Friedensprozess einen rechtlichen Rahmen zu geben. Ich machte auf Handlungsbedarfe aufmerksam und setzte Themen auf die politische Agenda, führte Interviews und manches Mal auch Gespräche mit Vertreter:innen der bewaffneten Gruppen, die teils miteinander nicht reden (können), um zu einem Konsens zu kommen.
Was konnten Sie vor Ort bewirken?
Wir haben es geschafft, das Thema der Opferentschädigung wieder auf die Tagesordnung zu bringen, eines der großen Versprechen im Friedensprozess. Weil sich da lange kaum etwas getan hatte, herrschte Resignation und Misstrauen. Wir konnten die relevanten Akteure – Staatsanwaltschaft, Richterschaft, Verfassungsgericht, die Behörde, die mit den abgeschöpften Gewinnen die Opfer entschädigen sollte – an einen Tisch holen. Und wir haben die Regierung bei der Ausarbeitung eines Demobilisierungs-Gesetzes der bewaffneten Gruppen unterstützt. Es wird jetzt im Parlament debattiert, das freut mich. Es braucht einen rechtlichen Rahmen, der Opfer schützt und nötige Rechtssicherheit gewährt.
Was nehmen Sie von Ihrer Arbeit in Kolumbien mit?
Ohne politischen Willen gibt es keine funktionierenden Institutionen. Sonst bleiben Gesetzesreformen „technisch“ und wirkungslos. Aber am wichtigsten: die Schicksale der Opfer gehört und erlebt zu haben und die Umstände zu sehen, unter denen diese um ihre Rechte und ihr Überleben kämpfen – das wird mich sicher für immer begleiten.
Was wünschen Sie sich für Kolumbien?
Es gibt noch viel zu tun: die Finanzierung der bewaffneten Gruppen eindämmen, den Friedensprozess weiterhin international begleiten. Und dass am Ende das Strafrechtsystem stark genug wird, auch gegen die Kriminalität einiger Mächtiger vorzugehen. Dann braucht es keine Friedensmission mehr.
„Danke dafür, was Du für unser Land getan hast. Danke, dass Du schwierige Wege auf Dich genommen und mit Opfern gesprochen hast. Danke, dass Du unseren Friedensprozess unterstützt hast.“
Jorge Enrique Vallejo Jaramillo, Präsident des nationalen Richterrats