Seit Mitte der 1990er Jahre gab es immer wieder Debatten um militärische Kriseninterventionen und die deutsche (Nicht-)Beteiligung daran. Bei kaum einer herrscht jedoch eine derartige Kakophonie wie bei der Libyen-Intervention: in Berlin quer durch die Bundestagsfraktionen, in der deutschen Gesellschaft, aber auch international, in UN, NATO und EU. Unterschiedliche Perspektiven, Werte und Interessen prallen aufeinander: Bewertungen von Legalität und Legitimität, Wirksamkeits- und Risikoabschätzungen, bündnispolitische Überlegungen. Viele Diskussionsbeiträge konzentrieren sich dabei nur auf einen dieser Aspekte. Eine verantwortliche Außen- und Sicherheitspolitik, die menschenrechtsorientierte Friedenspolitik sein will, muss aber eine nüchterne Abwägung zwischen allen relevanten Perspektiven leisten. Der nachfolgende Klärungsversuch erscheint notwendig, nicht nur wegen der Bedeutung der Entwicklungen in Libyen, sondern auch in Hinblick auf zukünftige Krisen.