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ZIF-Workshops in Bougainville: Unterstützung von lokalen Akteuren im Transformationsprozess

| ZIF-Meldung

Am 12./13. und 15./16. August veranstaltete das ZIF gemeinsam mit dem Peace and Conflict Studies Institute Australia (PaCSIA) zwei zweitägige Workshops in Bougainville. Die Aktivität wurde im Rahmen des ZIF-Projekts „Stärkung von Mediations- und Dialogkapazitäten“ durchgeführt, das vom Auswärtigen Amt finanziert wird.

Ziel der Workshops war es, Schlüsselakteure der autonomen Regierung von Bougainville (ABG) sowie zivilgesellschaftliche Organisationen, wie die Bougainville Transition Dialogue Facilitators, zusammenzubringen, um ihre Zusammenarbeit bei der Unterstützung des Übergangsprozesses zu verbessern.

Um die Workshops mit Erfahrungen aus anderen Kontexten zu bereichern, brachte das ZIF drei internationale Expert:innen mit Erfahrung in Übergangsprozessen nach Bougainville, die über ihre Arbeit berichteten und über Erfolge und Herausforderungen in der Zusammenarbeit mit ihren jeweiligen Regierungen berichteten.

Ajna Jusić von der bosnischen Organisation „Forgotten Children of War Association“ (ZDR) berichtete über die Arbeit mit Menschen, die während des Krieges Opfer von Vergewaltigungen, Zwangsverheiratungen, humanitären Helfern oder Friedenstruppen waren und in der bosnischen Gesellschaft stark stigmatisiert sind. Gabriel Bate'e und Constance Selu berichteten über ihre Arbeit mit der Organisation „Prison Fellowship Solomon Islands“ (PFSI). PFSI arbeitet mit Gefangenen, die im Zusammenhang mit dem Bürgerkrieg auf den Salomon-Inseln schwere Verbrechen begangen haben. Die beiden ZIF-Projektmitarbeiterinnen ergänzten diese Inputs mit Beispielen aus der deutschen Vergangenheit, auch im Hinblick auf die Gräueltaten des NS-Regimes und das Unrecht während der kommunistischen Herrschaft.

Die Beiträge der Expert:innen und der anschließende Austausch ermöglichten es den Teilnehmer:innen, Parallelen zu ihren eigenen Konfliktsituationen zu ziehen und von den bewährten Praktiken der Expert:innen in Post-Konflikt-Kontexten zu lernen. In Bougainville ist die Aufarbeitung der Verbrechen, die während des Bürgerkriegs begangen wurden, nach wie vor ein wichtiges Thema. Viele Täter leben nach wie vor Seite an Seite mit ihren Opfern, ohne strafrechtlich verfolgt zu werden, und die fehlende Aufarbeitung behindert weiterhin den Übergangsprozess.

Der erste Workshop fand in Arawa, der ehemaligen Hauptstadt, statt. Sie liegt in der Nähe der Panguna-Mine, einer großen Gold- und Kupfermine, die seit den 1960er Jahren von einem australischen Unternehmen ausgebeutet wurde und letztlich der Auslöser für den Bürgerkrieg war. An dem Workshop in Arawa nahmen Teilnehmer:innen aus den zentralen und südlichen Regionen teil. Der zweite Workshop fand in der Hauptstadt Buka statt und ermöglichte die Teilnahme für Personen aus den nördlichen Teilen der Insel. In beiden Workshops gab der Austausch von Erfahrungen aus unterschiedlichen Kontexten den Anstoß zu kreativen Ideen für eine verstärkte Zusammenarbeit bei Übergangsaspekten, wie etwa die Einrichtung von Ombudsstellen für Opfer sexualisierter Gewalt oder die Durchführung regelmäßiger Treffen zwischen Regierung und Zivilgesellschaft. Das Forum für einen offenen Austausch, das die Workshops boten, wurde als sehr positiv empfunden, da die verschiedenen Gruppen in dieser Form selten oder nie zusammengekommen waren.

Als nächste Schritte werden die Teilnehmer:innen, insbesondere die Bougainville Transition Dialogue Facilitators, die Ergebnisse und Ideen der Workshops in ihren Gemeinden diskutieren. Eine Folgeaktivität des ZIF in Zusammenarbeit mit PaCSIA zur weiteren Unterstützung des Übergangsprozesses ist gegen Ende des Jahres geplant.

Hintergrund:
Der Bougainville-Konflikt war ein vielschichtiger bewaffneter Konflikt, der von 1988 bis 1998 in der damaligen Provinz Nordsalomonen von Papua-Neuguinea (PNG) stattfand. Der Konflikt wurde zwischen PNG und den sezessionistischen Kräften der Bougainville Revolutionary Army (BRA) sowie zwischen der BRA und anderen bewaffneten Gruppen auf Bougainville ausgetragen. Die Feindseligkeiten endeten mit einem Waffenstillstand im Jahr 1998, gefolgt von einem Friedensabkommen im August 2001. Im Jahr 2019 wurde ein nicht bindendes Referendum über die Unabhängigkeit abgehalten, bei dem eine überwältigende Mehrheit von 97,7 % für die Unabhängigkeit stimmte. Im Juli 2021 einigten sich die Regierungen von PNG und Bougainville auf einen Zeitrahmen, wonach der Übergangsprozess für Bougainville zwischen 2025 und 2027 abgeschlossen sein soll. Deutschland, das eine koloniale Vergangenheit in Bougainville hat, unterstützt den Übergangsprozess seit mehreren Jahren, insbesondere durch finanzielle Hilfe.

© ZIF/PaCSIA