Humanitäre Hilfe am Scheideweg: ZIF XChange bringt internationale Akteure in den Dialog

Das Zentrum für Internationale Friedenseinsätze (ZIF) hat im Rahmen seiner Dialogformatserie ZIF XChange am 09. Juli 2025 eine hochrangig besetzte Veranstaltung unter dem Titel „(Humanitarian) Aid at a Crossroads: Challenges and Opportunities for Established and Emerging Actors“ durchgeführt. Vertreter:innen aus Politik und Regierung, internationalen Organisationen und in Berlin ansässigen Botschaften diskutierten aktuelle Herausforderungen und Zukunftsperspektiven der humanitären Hilfe.
Eröffnet wurde die Veranstaltung durch Renata Alt, ehemalige Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe, sowie Georg Siep vom Auswärtigen Amt, der für internationale humanitäre Organisationen und multilaterale Gestaltung der humanitären Hilfe verantwortlich ist. In ihren einleitenden Keynotes betonten beide die Notwendigkeit, bestehende Strukturen kritisch zu hinterfragen und neue Wege der Zusammenarbeit zu entwickeln.
Im Mittelpunkt der Diskussion stand die zunehmende Belastung des internationalen humanitären Systems. Drastische Budgetkürzungen zwingen viele Organisationen dazu, ihre Aktivitäten auf Effizienz und Einsparpotenziale zu prüfen. Gleichzeitig steigt der Bedarf an humanitärer Hilfe angesichts anhaltender globaler Krisen wie bewaffneter Konflikte, Klimawandel und wirtschaftlicher Instabilität.
Die Teilnehmenden warnten vor einem unkoordinierten Rückzug aus Krisenkontexten, insbesondere dort, wo mediale Aufmerksamkeit fehlt. Ein solcher Rückzug würde dem humanitären Grundsatz „leave no-one behind“ widersprechen. Zudem wurde die sogenannte Donor Fatigue als ernstzunehmende Gefahr für die Stabilität multilateraler Strukturen identifiziert. Eine Reform und Diversifizierung der Geberlandschaft wurde als dringend erforderlich angesehen.
Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der zunehmenden Rolle privater Akteure in der humanitären Hilfe, etwa im Wiederaufbau von Infrastrukturen in Postkonfliktländern. Diese Entwicklung bietet Chancen, wirft jedoch auch Fragen hinsichtlich Transparenz und Rechenschaftspflicht auf. Darüber hinaus wurde die Bedeutung frühzeitiger Exit-Strategien betont, um den Übergang zu anderen Unterstützungsformen zu ermöglichen und nachhaltige Lösungen zu fördern. Der HDP-Nexus wurde in diesem Zusammenhang als leitendes Konzept genannt, um eine stärkere Verzahnung von humanitärer Hilfe, Entwicklungszusammenarbeit und Friedenssicherung zu gewährleisten. Auch die Rolle regionaler humanitärer Mechanismen – wie ECHO, das ASEAN Coordinating Centre for Humanitarian Assistance on Disaster Management (AHA Centre) oder die African Humanitarian Agency – wurde als zunehmend relevant hervorgehoben.
Unter den Teilnehmenden befanden sich Vertreter:innen von UN-Organisationen, Botschaften sowie dem Auswärtigen Amt. Der intensive Austausch unterstrich die Bedeutung interdisziplinärer Perspektiven und internationaler Zusammenarbeit für die Weiterentwicklung humanitärer Strategien.